Eva Lichtspiele
10713 Berlin
U Blissestrasse oder Bus 101, 104, 249
Tel.: 030 / 922 55 305
Montag, den 02.12.2024:
15:30 Eva:
Der Buchspazierer
18:00 Eva:
Marianengraben
20:15 Eva:
Konklave (DF)
Eintrittspreise
- Erwachsene 10,-- €
- ermäßigt 8,-- €
- Kinder (bis 14 J.) und Kinotag (DI) 7,-- €
Cosima Filmtheater
Bundesplatz Kino
Ein Film über die Grand dame des Champagners
Die Witwe Clicquot (DF)
... seit dem Bundesstart am 7. November in Einzelvorstellungen in den Eva-Lichtspielen !
Sonntag 08.12.
Sie muss eine sehr starke Persönlichkeit gewesen sein, diese Witwe. la Veuve Clicquot, die vor mehr als 200 Jahren den Champagner, wie wir ihn heute kennen und schätzen, mit erschaffen hat.
Der Film über ihr Leben ist keine leichte Komödie, sondern eine spannende Geschichte über den Kampf der Witwe Clicquot um die Macht in ihrem Unternehmen als Pionierin für die Unabhängigkeit von Frauen. Gleichzeitig wird die Chronik der Liebe zu ihrem früh verstorbenen Ehemann erzählt. Doch hier ist nichts oberflächlich und flach, sondern der sehenswerte und durchaus anspruchsvolle Film lässt die napoleonische Zeit in grandiosen Bildern wieder lebendig werden – in einer wunderbar melancholischen Atmosphäre zwischen Love Story und Historiendrama.
Frankreich, USA 2024
Regie: Thomas Napper
Drehbuch: Erin Dignam, Christopher Monger
Darsteller: Haley Bennett, Tom Sturridge, Ben Miles, Sam Riley, Leo Suter
Kamera: Caroline Champetier
Länge: 90 Minuten
FILMKRITIK:
Sie wird bis heute die "Grande dame de Champagne" genannt: Barbe Nicole Clicquot Ponsardin, genannt "Veuve Clicquot", einer der bekanntesten Namen in der Welt des prickelnden Luxusgetränks, das als Aphrodisiakum gilt und ebenso zu Frankreich gehört wie der Eiffelturm, das Baguette und l’amour.
Das Biopic über die Witwe Clicquot handelt ebenfalls von der Liebe, wirkt aber vor allem durch seine Atmosphäre, die sehr genau die napoleonische Ära einfängt – gleichzeitig beengend und beflügelnd, mit zeitgemäß strenger Würde auch an britische Kostümdramen à la "The Favourite" erinnernd. Die Handlung ist wenig beschwingt, nur anfangs gibt es einen Hauch von Unbeschwertheit, dann wird es schnell dramatisch. Die Liebe zueinander und zum Champagner zwischen Barbe Nicole Clicquot Ponsardin (Haley Bennett) und ihrem Mann François (Tom Sturridge) wird zum roten Faden für eine Handlung, die mit ihrer ernsthaften und gelegentlich sogar düsteren Atmosphäre viel Aufmerksamkeit erfordert.
Im Kern erzählt der Film, wie sich Barbe Nicole innerhalb weniger Jahre von der verliebten Braut zur knallharten Businessfrau entwickelt. Die Form ist dabei kunstvoll und ziemlich ungewöhnlich, denn die Geschichte der Witwe wird chronologisch vom Tod ihres Mannes bis zu den ersten wirtschaftlichen Erfolgen erzählt und parallel dazu die Chronik der Ehe zwischen ihr und François. Sie beginnt in verspielter Verliebtheit und entwickelt sich innerhalb weniger Jahre in einer unerwarteten Richtung, bis sie mit François‘ tragischem Tod endet. Diese Erzählung auf zwei Ebenen macht den Film durch zahlreiche Rückblenden sowohl inhaltlich als auch formal interessant – ein gelungener dramaturgischer Schachzug, denn über die Szenen einer Ehe lernt das Publikum das Paar genau kennen, während Barbe Nicoles eigene Geschichte immer weiterläuft. Dadurch wird die Erzählung komplexer und gewinnt nicht nur an Tiefe, sondern auch an Dramatik. Wenn François stirbt, ist das keine Überraschung. Man weiß von Anfang an, dass es passieren wird. Und die zarte Barbe Nicole scheint schon zu Beginn der Ehe die kommenden Schwierigkeiten zu ahnen. Schon bevor sie zur Witwe wird, macht sie einiges durch und für den späteren Erfolg ist sie bereit, noch mehr zu opfern. Dazu gehört auch, dass sie ihre Tochter zur Erziehung fortschickt, was im 19. Jahrhundert allerdings nicht ungewöhnlich war.
Haley Bennett und Tom Sturridge sind als Barbe Nicole und François ein wunderschönes Paar – sie mit ihrem ruhigen Renaissancegesicht und er mit seinem leidenschaftlichen Temperament. Haley Bennett wird von der niedlichen Braut zur würdevollen Witwe mit geradem Rücken und erhobenem Kopf. Selten wird sie von Leidenschaft erfasst und dann eher unauffällig, während Tom Sturridge in seinem sich steigernden selbstzerstörerischen Zorn dominanter wirkt. Zu Beginn verkörpern beide gemeinsam den Geist der Aufklärung, der in die Französische Revolution geführt hatte: die Freiheit des Denkens, der Glaube an den Fortschritt und an die persönliche Entwicklung. So wie die Revolution letztlich gescheitert ist, scheitert auch François. An sich selbst, nicht an seinen Idealen. Seine Witwe Barbe führt die gemeinsame Arbeit weiter, auch aus Trotz, weil sie ihm und sich selbst beweisen will, dass es richtig war, das risikobehaftete Champagnerhaus Clicquot mitsamt den Weinbergen und Rebstöcken zu übernehmen und auszubauen.
Ungewöhnlich, aber gut, weil aus der Handlung heraus und schlüssig: Nicht die Liebesgeschichte steht im Zentrum des Films, sondern der Kampf der Witwe um die Macht in ihrem Unternehmen. Und vielleicht liebt sie den Champagner tatsächlich mehr, als sie jemals ihren Mann geliebt hat. Mit Entschlossenheit und viel Energie bekämpft die Witwe ihre Trauer, und mit sehr viel Mut stellt sie sich ihren Gegnern. Zur Erinnerung: Zur damaligen Zeit durften Frauen noch nicht einmal ein eigenes Bankkonto haben. Die Witwe Clicquot behauptet sich gegen die Konkurrenz, alles Männer, die sie nur auf den ersten Blick für schwach und dämlich halten, weil sie eine Frau ist. Doch das ist eigentlich eine Ausrede, denn in Wahrheit geht es um handfeste wirtschaftliche Interessen. Ein Kampf mit harten Bandagen, und Barbe Nicole hält dagegen. Es geht um ihr Unternehmen, das sie mit unerschöpflichen kreativen Ideen zum Erfolg führt. Dafür holt sie sich Unterstützung: Sam Riley (gerade als "Cranko" im Kino gestartet) spielt den liebenswert verlotterten Weinhändler Louis Bohne. Er hilft ihr, die napoleonischen Exportverbote zu umgehen. Doch je besser die Geschäfte laufen, desto mehr Gegenwind schlägt ihr entgegen. Die Witwe Clicquot behauptet sich, und aus einer bittersüßen Liebesgeschichte entwickelt sich eine brachiale Erfolgsstory.
Gaby Sikorski (programmkino.de)
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