Eva Lichtspiele

Blissestrasse 18
10713 Berlin
U Blissestrasse oder Bus 101, 104, 249
Tel.: 030 / 922 55 305
Wir zeigen heute,
Sonntag, den 06.10.2024:


11:00 Eva:
Arrow Architecton (OmU)

13:15 Eva:
Arrow Alles steht Kopf 2

15:15 Eva:
Arrow Die Fotografin

18:00 Eva:
Arrow Was will der Lama mit dem Gewehr

20:15 Eva:
Arrow Die Fotografin

Eintrittspreise

Wir empfehlen auch den Besuch unserer Nachbarkinos:
Pfeil Cosima Filmtheater
Pfeil Bundesplatz Kino

Die Fotografin

... ab dem 3. Otober im Eva ! In OmU nur am Mittwoch (9.10.) um 20:15 Uhr !

Sonntag 06.10.
Montag 07.10.
Dienstag 08.10.


Für Kate Winslet ist der Film über die Fotografin Lee Miller ein Herzensprojekt, das sie über viele Jahre verfolgte und für das sie einen Teil ihres privaten Vermögens opferte. Der Einsatz hat sich gelohnt – Kate Winslet spielt die Hauptrolle zum Niederknien gut.
Lee Miller gilt als eine der wichtigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Sie war dabei, als die alliierten Truppen in der Normandie landeten und als das Konzentrationslager Dachau befreit wurde. Mit ihrer Kamera fing sie die grausamen Folgen der Naziherrschaft ein, das Martyrium der KZ-Insassen, das Elend der Soldaten und der Zivilbevölkerung. Und die Hoffnung auf ein besseres Danach. Doch später sprach sie niemals darüber. Erst nach ihrem Tod fand ihr Sohn Tausende von Fotos und Negativen auf dem Dachboden. Der Film erzählt ihre Geschichte vom Partygirl zur Kriegsfotografin.

Land: Großbritannien
Regie: Ellen Kuras
Drehbuch: Liz Hannah, John Collee
Darsteller: Kate Winslet, Jude Law, Andrea Riseborough, Marion Cotillard, Josh O'Connor
Kamera: Pawel Edelman
Musik: Alexandre Desplat
Länge: 117 Minuten


FILMKRITIK:
Die entschlossene, taffe Lee Miller ist besessen von Bildern und will nicht nur Momente mit der Kamera festhalten, sondern auch die Geschichten hinter den Bildern ergründen. Kate Winslet spielt sie zu Beginn als lebensfrohe, unbeschwerte Femme fatale, Mitglied in einem illustren Zirkel französischer Künstlerinnen und Künstler. Als Fotomodell für Modezeitschriften war sie sehr erfolgreich, inzwischen fotografiert sie lieber selbst. Sie genießt das Leben und ist offen für jedes Abenteuer, auch wenn es um Sex geht. Da kommt ihr der Maler Roland Penrose gerade recht. Sie folgt ihm nach England und wird dort, kurz nach dem Beginn des „Blitzkriegs“ – dem Bombenkrieg auf England – zur gefragten Fotografin für die britische Ausgabe der „Vogue“, unterstützt von der Chefredakteurin Audrey Withers, sehr gewitzt gespielt von Andrea Riseborough. Lee Miller zeigt den Alltag der Frauen im Krieg: die Luftschutzhelferinnen und junge Ladys in der neuesten Mode vor Ruinen und Trümmern. Gemeinsam mit ihrem Kollegen David Scherman (Andy Samberg) vom „Life“-Magazin erhält sie die Genehmigung, an der Front zu fotografieren, und arbeitet fortan mit ihm zusammen. Gemeinsam folgen sie der Front, von der Normandie ins nunmehr befreite Paris. Doch die Gerüchte über vermisste Menschen, die zu Tausenden von den Nazis abtransportiert wurden, lassen sie nicht los. Kurz vor der Kapitulation erreicht sie mit David die Grenze zu Deutschland – die zerstörten Städte, das KZ Dachau. Lee Miller hält alles auf Fotos fest, sie dokumentiert die Schrecken des Todes und das Elend der Überlebenden, und sie leidet. Am Ende ist die lebenslustige Frau vom Anfang nicht mehr wiederzuerkennen.
Kate Winslet spielt das mit herzzerreißender Konsequenz – Lee Miller wird bei ihr zu einer extrem abenteuerlustigen und durchaus zupackenden Persönlichkeit, die sich in Worten und Taten gegen ihre männliche Konkurrenz wie den maliziösen Cecil Beaton (Samuel Barnett) durchzusetzen weiß. Eine Rebellin, die sich Platz verschafft, eine Feministin, die sich zwar nicht so nennt, aber kämpferisch und durchsetzungsstark immer die Seite der Frauen vertritt. Ketterauchend, den Flachmann und Beruhigungstabletten immer griffbereit, fotografiert sie, als würde ihr Leben davon abhängen. Und wahrscheinlich stimmt das sogar: Fotografierend kann sie ertragen, woran sie sonst vielleicht zugrunde gehen würde. Sie weint nicht, sie beschwert sich nicht, sie klagt niemanden an – all das übernehmen ihre Bilder für sie. Eines der bekanntesten Fotos, die sie selbst zeigen, wird ihr durchaus kokettes Porträt in Hitlers Badewanne, aufgenommen von David Scherman in Hitlers Münchener Wohnung. Scherman fungiert im Film als Lees Helfer, eine Art Assistentenrolle, die wohl eher nicht der Realität entsprach. Andy Samberg spielt ihn mit feiner Ironie und immer mit einem Hauch von unerfüllter Sehnsucht, während Alexander Skarsgård in der Rolle des Roland Lee Millers große Liebe verkörpert. Aber Liebe hin, Liebe her: Sie wollte lieber in den Krieg ziehen, als bei ihm zu bleiben. Sie wurde eine berühmte Fotografin, aber um welchen Preis? Aus dem Partygirl wurde eine traumatisierte Frau. Die Ambivalenz dieses Lebens wird in Kate Winslets Darstellung mehr als deutlich.
Die Regisseurin Ellen Kuras bettet Lee Millers Geschichte ein in ein fiktives Interview, das am Ende eine überraschende Wendung nimmt. Doch sowohl das Drehbuch als auch das wahre Leben der Lee Miller, das hier in komprimierter Form abgebildet wird, bewahren das Geheimnis dieser rastlosen Frau, das sich in Kate Winslets schönen, blauen Augen spiegelt.

Gaby Sikorski (programmkino.de)
  • https://www.studiocanal.de/title/die-fotografin-2023/